Diskussionspapier: Elektromobilität, autonomes Fahren und Destinationsmanagement | 25.01.2018

Das Thema Mobilität steht seit Jahren bei Forschern, Tourismusakteuren und Touristen im Fokus. Zwei Aspekte werden diesem Thema in den kommenden Jahren eine noch steigende Dynamik verschaffen: Elektromobilität und autonome Fahrzeuge.

Die Bundesregierung hat durch die Zielsetzung, die Millionenmarke von Elektrofahrzeugen bis 2020 u.a. durch das finanzielle Anreizsystem und durch Gesetzesinitiativen zum autonomen Fahren flankierende Maßnahmen ergriffen. Auch die Landesregierung Schleswig-Holstein setzt in ihrem Koalitionsvertrag über die Einrichtung von Modellregionen für beide Themen einen deutlichen Schwerpunkt. Gerade für Schleswig-Holstein bietet die Kombination mit den erneuerbaren Energien die Chance für eine nationale und internationale Profilierung.

Elektromobilität ist derzeit am Beginn des Weges zur Durchsetzung im Massenmarkt. Autonomes Fahren ist ein Thema, dem aktuell große mediale Aufmerksamkeit geschenkt wird, mit großen Zukunftshoffnungen und ersten praktischen Anwendungen, z. B. des autonomen Kleinbusses Navya ARMA, der seit 2016 in Sitten/Schweiz eingesetzt wird oder dem seit Kurzem von der Deutschen Bahn im bayerischen Bad Birnbach getesteten Easymile EZ10.

Beide Themen haben erst einmal wenig miteinander zu tun, mit Ausnahme der Tatsache, dass es sich um zukunftsorientierte Mobilitätsthemen handelt. Eine weitere Gemeinsamkeit ist, dass beide Themen für Anwendungen im Tourismus anders diskutiert werden müssen als in der Alltagsmobilität.

Der wesentliche Unterschied zwischen Alltags- und Urlaubsmobilität besteht darin, dass Urlauber und Ausflügler die Wahl zwischen verschiedenen Zielen haben, nicht nur landes- oder bundesweit, sondern weltweit. Im Alltagsverkehr – also auf dem Weg zur Arbeit, Schule, zum Einkaufen, zum Arzt – ist dies nur eingeschränkt der Fall. Für die touristische Nachfrage einer Destination ist deshalb relevant, ob jemand die Region bereisen möchte und auch bereisen kann. Dieses Können und Wollen hängt nicht nur von persönlichen Faktoren, sondern auch vom touristischen Angebot ab, also von der Attraktivität, der Erreichbarkeit und der Ausstattung der Region. Zudem sind auch die touristischen Fachkräfte auf dem Weg zur Arbeit auf attraktive Verkehrsverbindungen angewiesen. Die vorhandenen Mobilitäts-möglichkeiten und Verkehrssituation können deshalb die Entscheidung für oder gegen einen touristischen Betrieb beeinflussen. Eine gute Erreichbarkeit und attraktive Mobilitätsangebote vor Ort sichern also die Wettbewerbsfähigkeit eines Urlaubsziels. Ohne Mobilität gibt es schließlich keinen Tourismus.

Weitere wichtige Unterschiede bestehen darin, dass man sich als Tourist oft außerhalb der gewohnten Umgebung bewegt, d. h. man kennt sich mit den Mobilitätsangeboten in der Region weniger gut als zu Hause. Als Tourist hat man dafür in der Regel mehr Zeit und häufig auch mehr Muße, um neue Dinge auszuprobieren.

Im Folgenden stellen wir sowohl die Vorteile als auch die Herausforderungen dar, die sich für touristische Destinationen ergeben. Damit möchten wir den touristischen Anbietern, der Politik, aber auch den Akteuren aus der Fahrzeugindustrie (Forschung und Entwicklung) einen Anstoß für weitere Diskussionen liefern.

Stand: 20. Dezember 2017

Ansprechpartner: Bente Grimm (Projektleiterin) und Dr. Dirk Schmücker (Leiter Forschung) NIT - Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa GmbH, Tel.: 0431 / 666 567 0, bente.grimm@nit-kiel.de bzw. dirk.schmuecker@nit-kiel.de

Dr. Catrin Homp (Geschäftsführerin) Tourismusverband Schleswig-Holstein, Tel.: 0431 / 560 105 - 12, catrin.homp@tvsh.de

Wir danken Ralph Hirschberg (EurA AG) für die fachlich fundierten Hinweise zu einer früheren Fassung dieses Papieres sowie für die Ergänzungsvorschläge, die wir gerne angenommen haben.