Positionspapier des Tourismusverbands Schleswig-Holstein | 30.11.2016

Der Tourismus ist einer der bedeutendsten Wirtschaftsfaktoren des Landes Schleswig-Holstein. Umso wichtiger ist es da, die Zukunftsfähigkeit der Branche weiterhin zu sichern, ihre wertvollen Potenziale weiter zu nutzen und kommende Herausforderungen frühzeitig anzunehmen. In einem Positionspapier zur Landtagswahl im kommenden Jahr hat der Tourismusverband Schleswig-Holstein (TVSH) jetzt Anregungen und Forderungen formuliert.

„Es gibt in der Tourismusbranche des Landes, aber auch auf politischer Ebene noch viel Handlungsbedarf. Die Wachstumsraten der vergangenen Jahre sind keine Garantie für einen weiteren Aufwärtstrend in Schleswig-Holstein“, sagte TVSH-Vorsitzender Dr. Jörn Klimant bei der Vorstellung des Positionspapiers auf dem Tourismustag Schleswig-Holstein am Mittwoch, 30. November in Lübeck.  

Fest steht: Von Schleswig-Holsteins Tourismus profitiert ein ganzes Land. Die Branche erwirtschaftete zuletzt 7,9 Milliarden Euro Umsatz, am Tourismus hängen direkt oder indirekt mehr als 151.000 Arbeitsplätze. „Der Tourismus im Land ist Umsatzbringer und leistet über Steuereinnahmen einen wichtigen Beitrag zur Finanzierung der öffentlichen Haushalte“, hob Klimant hervor. Gleichzeitig steigere der Tourismus die Attraktivität und Lebensqualität für Einwohner und Gäste und sei für Unternehmen und potenzielle Investoren wichtiger Standortfaktor.    

„Der Erfolg der Branche und die steigenden Zahlen der vergangenen fünf Jahre dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass noch viel zu tun ist. Die innerdeutschen Wettbewerber und die immer neuen europäischen und außereuropäischen Destinationen mit zum Teil hoher staatlicher Förderung bestimmen den Wachstumsmarkt Tourismus“, erklärte Klimant. Mehr denn je gelte es jetzt, an erzielten Erfolgen festzuhalten und frühzeitig neue Entwicklungschancen in den Blick zu nehmen.  

Was – auch und vor allem von Seiten der Politik – zu tun ist,

hat der TVSH in seinem Positionspapier deutlich formuliert. So gelte es generell, dem Stellenwert des Tourismus bei der Gesetzgebung und Administration stärker Rechnung zu tragen. „Wir sprechen uns für die Einrichtung eines Tourismusbeauftragten bei der Landesregierung aus, der sich ressortübergreifend pro-aktiv und koordinierend für die angemessene Berücksichtigung der Tourismusbelange einsetzt“, sagte Klimant. Wichtig dabei: Tourismus als Querschnittsaufgabe benötige eine ressortübergreifende Koordinierung, die Ziele, Abstimmungsprozesse und Mechanismen beim Ausgleich eventueller Zielkonflikte innerhalb der tourismusrelevanten Wirkungsbereiche der einzelnen Ministerien verbindlich regele. Aufgabe der Landesregierung sei es auch, sich für eine Sicherstellung öffentlicher Mittel von EU, Bund und Land einzusetzen und so größtmögliche Spielräume für eine ganzheitliche Tourismusförderung zu schaffen.   

Das Positionspapier des TVSH fordert darüber hinaus, die finanzielle Unterstützung des Tourismusmarketings auf Landes- und Regionalebene durch das Land weiter auszubauen. „Nur so kann es gelingen, im Sinne der Tourismusstrategie des Landes nachhaltige und wahrnehmbare Signale im hart umkämpften Markt zu platzieren und Neukunden zu gewinnen“, sagte Klimant. Und auch die TASH müsse in ihrer neuen Konstellation als Landesorganisation gestärkt werden. Die Mittel für Imagewerbung, Neukundengewinnung und Auslandsmarketing, so die Forderung des TVSH, müssten auf jährlich mindestens vier Millionen Euro anwachsen.              

Zum Vergleich: Diese Summe entspricht weniger als zwei Prozent der Mittel, die dem Landeshaushalt über den Finanzausgleich allein aus Mehrwert- und Einkommensteuer der Tourismuswirtschaft zu Gute kommen.

Als eines der großen Wachstumspotenziale des Landes müsse der Tourismus weiterhin und verstärkt entsprechend gefördert werden – etwa durch die Bereitstellung von öffentlichen Mitteln für die Erstellung und Pflege touristischer Infrastruktur. Aber auch die Erhaltung der gezielten einzelbetrieblichen Förderung und die Unterstützung von Investitionen und Projekten in den Bereichen Marketing, Qualität, Innovation und Netzwerkbildung sei unabdingbar.  

„Daneben sprechen wir uns klar für eine Stärkung der Eigenfinanzierungskraft der Tourismuskommunen aus und denken dabei an eine Optimierung von Kur- oder Tourismusabgabe. Zu prüfen ist auch eine Änderung des Finanzausgleichs zur Stärkung der Tourismuskommunen“, so Klimant.  

Um die Wettbewerbsfähigkeit des Tourismus im Land zu sichern und auszubauen, seien vor allem die Rahmenbedingungen von entscheidender Bedeutung. Sie zu optimieren, sei zentrale Aufgabe der Tourismuspolitik. „Eine gute Erreichbarkeit über Straße und Schiene ist für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit unserer Tourismusorte existenziell. Die Anreisedauer und die Anreisemodalitäten sowie Verkehrsverbindungen innerhalb des Landes sind wichtige Einflussfaktoren bei der Urlaubsentscheidung unserer Gäste“, sagte Klimant. Nach wie vor reisen über 80 Prozent der Schleswig-Holstein-Urlauber mit dem Auto ins Land. Dieser Individualverkehr führe immer wieder zu Verkehrsüberlastungen und Umweltbelastungen. In Zukunft gefragt seien daher vor allem schnelle und komfortable Verbindungen mit der Bahn. Auch sei das Land gefordert, ein touristisches Verkehrskonzept für Schleswig-Holstein zu entwickeln.  

Mehr Mitspracherecht und Teilhabe wünschen sich die touristischen Akteure auch bei der Sommerferienregelung oder bei Planungsprozessen wie etwa der Ausweisung von Naturschutzgebieten. „Hier muss eine Einbeziehung des Tourismus als gleichberechtigtes Interesse erfolgen“, sagte Klimant.