Sparkassen-Tourismusbarometer 2019 | 08.05.2019

Mobilität als zentrale Herausforderung für den Tourismus

Die Erfolgskurve des Schleswig-Holstein-Tourismus zeigt weiter nach oben. Die rund 4.000 gewerblichen Beherbergungsbetriebe verzeichneten 2018 8,6 Millionen Ankünfte und 34,5 Millionen Übernachtungen. Über 130 Mio. Tagesreisen generierten einen Umsatz von 3,5 Mrd. Euro. Das entspricht ca. 36 % des touristischen Gesamtumsatzes. Das ist das Ergebnis des aktuellen Spar-kassen-Tourismusbarometers, das der Tourismusverband Schleswig-Holstein (TVSH) und der Sparkassen- und Giroverband für Schleswig-Holstein am 8. Mai gemeinsam in Kiel präsentierten.

„Der Tourismus in Schleswig-Holstein umfasst weit mehr als die Übernachtungen ab 10 Schlafgelegenheiten, die in der amtlichen Tourismusstatistik erfasst werden. Neben den Übernachtungsgästen sind die Tagesgäste ein entscheidender Markt für den Tourismus in Schleswig-Holstein“, sagte Reinhard Boll, Präsident des Sparkas-sen- und Giroverbands für Schleswig-Holstein. Das geht aus einer exklusiven Sonderauswertung des dwif-Tagesreisemonitors vor, aus der die aktuellen Zahlen stammen. Boll weiter: „Für die lokale und mittelständische Wirtschaft Schleswig-Holsteins ist der Tourismus einer der wesentlichen Märkte im Land. Die schleswig-holsteinischen Sparkassen engagieren sich daher für diesen wichtigen Wirtschafts-zweig und bieten mit dem Sparkassen-Tourismusbarometer verlässliche Informatio-nen und Handlungsempfehlungen.“

Mit einem Plus von 15,3 % bei den Übernachtungen lag das nördlichste Bundesland nach Angaben der Statistischen Ämter auf Platz 1 im Dynamikranking aller 16 Bundesländer. Das hohe Wachstum in Schleswig-Holstein 2018 ist jedoch zum Teil auf die Berichtskreisprüfung des Statistikamtes Nord zurückzuführen, so dass die Daten nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar sind. Das Sparkassen-Tourismusbarometer belegt mit einer Modellrechnung: Selbst unter Berücksichti-gung dieser Statistikeffekte lag Schleswig-Holstein am Jahresende bei einem Übernachtungszuwachs von 3,5 % und damit zum sechsten Mal in Folge bei der Nach-fragedynamik vor seinen beiden benachbarten Küstenbundesländern.

Ein Modellprojekt des Sparkassen-Tourismusbarometers Schleswig-Holstein soll künftig mehr Transparenz in die touristische Zahlenwelt bringen. Zusammen mit 11 Modellkommunen, die für rund 40 % der Gesamtnachfrage stehen, werden ab sofort monatlich die Daten aus der Meldescheinstatistik ausgewertet und mit diversen weiteren Informationen wie Ferienzeiten, Wetterentwicklungen oder Wirtschaftsdaten in Beziehung gesetzt.

„Durch eine solch intensive Datenauswertung erwarten wir für die Modellkommunen bessere Erkenntnisse beispielsweise dazu, wie sich die laufende Tourismussaison entwickeln wird. Dies soll den touristischen Akteuren zusätzliche Chancen bieten, kurzfristig auf Marktentwicklungen reagieren zu können und eine belastbare Grundlage für die Einschätzung der eigenen Situation im Wettbewerbsvergleich zu bekommen“, sagte Stephanie Ladwig, Vorsitzende des TVSH.

Tourismus-Abteilungsleiter Johannes Hartwig zog positiv Bilanz: „2018 war wieder ein Rekordjahr für den Tourismus in Schleswig-Holstein. Wir schwimmen nicht nur bei Ankünften und Übernachtungszahlen auf der Erfolgswelle, sondern konnten uns auch beim wichtigen Kriterium der Gästezufriedenheit verbessern: Die Gästezufriedenheit in Schleswig-Holstein ist weiter gestiegen und liegt laut TrustYou bei erfreulichen 85,4 von 100 möglichen Indexpunkten. Wir verteidigen somit den zweiten Rang, nur Bayern liegt noch vor uns.“

Der TrustScore fasst Bewertungen von über 30 Onlineplattformen für Hotels und Ferienwohnungen zu einem Gesamtwert der Gästezufriedenheit zusammen. Der Durchschnittswert für Deutschland liegt bei 83,5 Punkten. Die Steigerung der Zufriedenheit zog sich durch alle Regionen in Schleswig-Holstein. In wichtigen Teilbereichen der Gästezufriedenheit wie Service, Hotel oder Zimmer erhielten die Gast-geber in Schleswig-Holstein bessere Noten als im Deutschlanddurchschnitt. „Diese Ergebnisse sind Ansporn für uns, weiter am Ball zu bleiben – die Verbesserung der Qualität ist schließlich eine Daueraufgabe. Da dürfen wir nicht nachlassen“, resü-mierte Hartwig.

Auch im Bereich Mobilität bestehen Optimierungspotenziale. Stephanie Ladwig vom TVSH dazu: „Mobilität ist ein Schlüsselfaktor für das Reisen und gleichzeitig sind Verkehrsprobleme die am häufigsten genannten negativen Begleiterscheinungen im Tourismus. Verkehr und Mobilität dürfen wir deshalb nicht dem Zufall überlassen, sondern aktiv gute Konzepte umsetzen und Rahmenbedingungen setzen, von der Anreise bis zur Vor-Ort-Mobilität. Wenn es um Kooperationen geht, dann müssen Verkehrsunternehmen, Touristiker, Nachhaltigkeitsexperten, Politik und Verwaltung mit an den Tisch.“ Ein weiteres wichtiges Handlungsfeld sei die Besucher- und Ver-kehrslenkung im stark PKW-dominierten Schleswig-Holstein-Tourismus: „Ein Baustein ist es, bestimmte Verkehrsmittel mit besonderen Erlebnissen zu verbinden, um sie attraktiver zu machen, beispielsweise durch touristische Buslinien. Auch die Verknüpfung von Verkehrsmitteln etwa durch Fahrradverleihsysteme an zentralen Haltestellen ist ein wichtiges Thema, wie auch das vielversprechende Projekt Unbeschwert unterwegs, das Urlaubern eine ÖPNV-Nutzung durch die Kurkarte ermöglichen soll. Und schließlich gilt es, das Thema Finanzierung weiter anzupacken.“

Auf Basis dieser Erkenntnisse hat das Sparkassen-Tourismusbarometer zwei zentrale Thesen in Richtung Branche und der Politik formuliert:
1. Mobilität ist ein Grundbedürfnis für alle und eine der zentralen Herausforderungen im Tourismus. Tourismus und Standortentwicklung fließen hier zusammen. Touristiker, Kommunen und Verkehrsdienstleister in Schleswig-Holstein denken jedoch noch zu häufig zu eng, denn Mobilität muss von vielen Akteuren gemeinsam gestaltet werden.
2. Tagesreisen sind ein Milliardengeschäft mit Begleiterscheinungen, z.B. die Verkehrsthematik. Das Segment spricht insbesondere die Binnennachfrage in SH an - zwei Drittel der Tagesgäste kommen aus Schleswig-Holstein -, also auch die Einheimischen. Die strategischen Grundlagen der Touristiker ranken sich jedoch meist um die Übernachtungsgäste aus dem In- und Ausland. Hier braucht es ein Umdenken.


Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
Tourismusverband Schleswig-Holstein e.V.
Dr. Catrin Homp
0431 / 560 105-0
info@tvsh.de

Hintergrund
Das Sparkassen-Tourismusbarometer Schleswig-Holstein liefert als Marktforschungsinstrument Hinweise auf Erfolge und Misserfolge sowie auf wichtige strukturelle Veränderungen der Tourismusentwicklung in Schleswig-Holstein. Als kontinuierliches Monitoringinstrument ermöglicht es zeitliche, regionale und sektorale Vergleiche und erleichtert damit Entscheidungsfindungen für Investitionen in Infrastruktur und Marketing.
Mit dem Sparkassen-Tourismusbarometer ist dem Tourismusverband Schleswig-Holstein und den schleswig-holsteinischen Sparkassen besonders daran gelegen, wesentliche Informationslücken der amtlichen Tourismusstatistik zu schließen und aktuelle tourismusrelevante Themen für die Tourismusakteure aufzubereiten.