Sparkassen-Tourismusbarometer: Steigende Zahlen im Schleswig-Holstein-Tourismus

Tourismusverband Schleswig-Holstein fordert nachhaltige Wachstumsstrategie

Die guten Rahmenbedingungen haben sich bestätigt: Der Schleswig-Holstein-Tourismus befindet sich wieder auf dem Wachstumspfad. Das spiegeln die Ergebnisse des Sparkassen-Tourismusbarometer wider, die heute in Kiel vor ca. 120 Teilnehmern aus Politik, Tourismus und Wirtschaft vom Vorsitzenden des Tourismusverbandes Schleswig-Holstein, Landrat Dr. Jörn Klimant, und dem Präsidenten des Sparkassen- und Giroverbandes für Schleswig-Holstein, Reinhard Boll, vorgestellt wurden. Allerdings müssen alle Kräfte weiter gebündelt werden, um eine nachhaltige Wachstumsstrategie auf den Weg zu bringen, denn nach wie vor verliert Schleswig-Holstein langfristig gesehen Marktanteile, erläuterte Klimant.

Entwicklung deutschlandweit und in Schleswig-Holstein

Wie schon im Vorjahr ist Deutschland insgesamt die Nr. 1 der beliebtesten Reiseziele Europas und steigerte sein Vorjahresergebnis sogar auf 412 Mio. Übernachtungen. Im Vergleich der Bundesländer lag Schleswig-Holstein bei den Wachstumsraten auf Platz 6, im Vergleich der Nordländer landete das Land zwischen den Meeren erstmals seit Jahren vor Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen. Die Zahl der Übernachtungen in den Betrieben ab 10 Schlafgelegenheiten und auf den Campingplätzen in Schleswig-Holstein stieg um 1,3 % und liegt damit leicht über dem Bundesdurchschnitt.

Die Gästezahlen liegen sogar auf einem Allzeithoch und stiegen um 3,0 Prozent (6,33 Mio.). Bestätigt haben sich die Trends zur Saisonverlängerung und zur Verkürzung des Aufenthaltsdauer. Erstmals sank diese 2013 auf unter 4 Tage (3,9 Tage).

Die Regionen in Schleswig-Holstein

Das Binnenland in Schleswig-Holstein legte 2013 erneut zu (+3,3 % bei den Ankünften, +3,7 % bei den Übernachtungen) und zeigt, dass der Tourismus jenseits der Küsten Potenzial hat. Die schleswig-holsteinische Nordseeregion konnte einen leichten Anstieg bei den Ankünften verzeichnen (+1,9 %) und bestätigte ihr Vorjahresergebnis bei den Übernachtungen (-0,1 %), die Ostsee Schleswig-Holstein entwickelte sich positiver(+3,4 % bei den Ankünften, +1,5 % bei den Übernachtungen).

Verlierer waren wie schon im Vorjahr die Inseln an der Nordsee. Hier sind die Akteure nun gefordert, sich den veränderten Gästeansprüchen stärker anzupassen, die Saison bei natürlich beschränkten Kapazitäten zu verlängern und Anreize für zusätzliche Ausgaben durch die Gäste zu schaffen.

Wachstumsmotoren: Incoming und Städte

Der Incoming-Tourismus und die Städte sind weiterhin die Wachstumsmotoren im Land. Die Auslandsnachfrage lag bei 1,7 Mio. Übernachtungen und mit einem Wachstum von 11,6 % klar über dem Bundesdurchschnitt (+4,6 %). Das Herzogtum Lauenburg (+22,7 %) und die Ostseeregion (+12,7 %) profitierten 2013 am deutlichsten vom Wachstum der internationalen Quellmärkte. Die Städte entwickelten sich mit einem Übernachtungszuwachs von 4,7 % über dem Landesdurchschnitt aller Regionen und sogar über dem Bundeswert aller deutschen Städte (+3,6 %). Grund zur Sorge hingegen macht die mittelfristig stagnierende Nachfrage aus dem Inland nach Schleswig-Holstein, die seit 2009 bei rund 23 Mio. Übernachtungen liegt. Die Inlandsmärkte müssen wieder stärker in den Fokus rücken, um die Nachfrage aus dem Inland nicht nur zu halten, sondern auszubauen.

Situation des Hotel- und Gaststättengewerbes in Schleswig-Holstein

Das Hotel- und Gaststättengewerbe hat sich von 2004 zu 2013 zu einem Jobmotor für Schleswig-Holstein entwickelt: Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen und geringfügig entlohnten Beschäftigten hat sich um 18 % erhöht. Gestiegen sind auch Gewinnmarge und Innenfinanzierungskraft der Unternehmen. Sorgen bereitet laut Sparkassen-Tourismusbarometer neben dem Megathema der Fachkräftesicherung auch die abnehmende Investitionsbereitschaft der Betriebe in Schleswig-Holstein. Hier kann auch die neue Tourismusstrategie des Landes unterstützen: "Eine gezielte einzelbetriebliche Förderung des Landes und eine gemeinsame Offensive zur Fachkräftesicherung von Land, Verbänden und Unternehmen können hier positive Effekte erzeugen", so Frank Behrens, stellvertretender Vorsitzender des TVSH.

Tourismusstrategie des Landes

Ein Nachholbedarf wird den Tourismusakteuren bei Qualität und Gästezufriedenheit durch das Sparkassen-Tourismusbarometer bescheinigt: Sowohl die sinkende Anzahl der Qualitätslabels als auch die gemessene Gästezufriedenheit zeigen die Notwendigkeit, hier einen stärkeren Fokus zu legen. Insofern wird der "Zieldreiklang" der neuen Tourismusstrategie des Landes vom Tourismusverband Schleswig-Holstein (TVSH) begrüßt. Die Stärkung des Wirtschaftsfaktors Tourismus, die Verbesserung der Wettbewerbsposition und die Stärkung von Image, Marke und Marketing entsprechen den Forderungen des Verbandes. "Entscheidend für den Erfolg werden Qualität, Dynamik und finanzielle Ausstattung des Umsetzungsmanagements sein, denn Schleswig-Holstein hat kein Erkenntnis- sondern ein Umsetzungsproblem", so Dr. Jörn Klimant, Vorsitzender des TVSH.

Branchenthema 2014: Nachhaltigkeit im Schleswig-Holstein-Tourismus

Als eines von sieben Handlungsfeldern spielt der Bereich Nachhaltigkeit u. a. in der Tourismusstrategie Schleswig-Holstein 2025 eine Rolle. Dr. Jörn Klimant, Vorsitzender des Tourismusverbandes Schleswig-Holstein e.V. appelliert: „Schleswig-Holstein braucht ein quantitativ stärkeres nachhaltiges Tourismusangebot.“ Denn obwohl Schleswig-Holstein-Reisende sich überdurchschnittlich häufig einen umwelt- und sozialverträglichen Urlaub wünschen, ist trotz vieler positiver Einzelaktivitäten eine Nachhaltigkeitsorientierung in der Breite der Tourismuswirtschaft im Land zwischen den Meeren noch nicht gelungen. In Zukunft werden Schleswig-Holstein-Reisende mehr und mehr darauf achten, durch ihre Reisen positive Wirkungen für Umwelt, Tourismusbeschäftigte und die regionale Wirtschaft zu fördern.

Reinhard Boll, Präsident des Sparkassen- und Giroverbands für Schleswig-Holstein folgert: „Nachhaltiger Konsum ist schon lange kein Nischenprodukt mehr. Dementsprechend müssen sich auch touristische Angebote  und Infrastruktur nachhaltig wandeln". Gefordert sind zum einen das Land als Koordinationsstelle für die integrierte nachhaltige Entwicklung des Schleswig-Holstein-Tourismus und die Regionen als operative und  strategische Netzwerker. Zum anderen ist es Aufgabe der Kommunen, für eine stärkere Verzahnung mit einer nachhaltigen Kommunalentwicklung zu sorgen und Aufgabe der Betriebe, als Rückgrat des Tourismus die Zukunftsfähigkeit durch nachhaltiges Handeln als Kernaufgabe zu sichern. Die Umsetzung von mehr Nachhaltigkeit im Schleswig-Holstein-Tourismus kann nur durch eine konsequente Auseinandersetzung auf allen Ebenen innerhalb eines übergeordneten strategischen Rahmens erfolgen.

"Insgesamt zeigen die Ergebnisse des heutigen Tages, dass für Schleswig-Holstein eine nachhaltige Wachstumsstrategie der richtige Weg in eine erfolgreiche Zukunft ist", so Dr. Catrin Homp, Geschäftsführerin des TVSH.

Die Veranstaltung zur Präsentation der umfangreichen Studie, initiiert und finanziert vom Sparkassen- und Giroverband für Schleswig-Holstein gemeinsam mit dem Tourismusverband-Schleswig-Holstein, fand heute bereits zum zwölften Mal statt.