Sparkassen-Tourismusbarometer: Tourismus eine der wichtigsten Wirtschaftsbranchen in Schleswig-Holstein| 09.05.2023

Kiel: Tourismus gehört zu den wichtigsten Wirtschaftsbranchen im Land Schleswig-Holstein. Das belegen die Zahlen aus dem aktuellen Sparkassen-Tourismusbarometer, das der Tou-rismusverband Schleswig-Holstein und der Sparkassen- und Giroverband für Schleswig-Holstein heute (9. Mai 2023) gemeinsam in Neumünster präsentierten.

Das Sparkassen-Tourismusbarometer zeigt mit seinen Berechnungen zum Wirtschaftsfaktor Tourismus erneut die Bedeutung der Branche für das nördlichste Bundesland: Tourismus in Schleswig-Holstein steht für knapp 218 Millionen Aufenthaltstage pro Jahr, von denen 128 Millionen auf Tagesgäste zurückgehen. Aus der Kombination mit den Ausgaben der Gäste vor Ort ergibt sich für 2022 ein Bruttoumsatz von rund 10,4 Milliarden Euro. Tourismusminister Claus Ruhe Madsen: „Das ist ein Rekordwert. Im Vor-Corona-Jahr lag der Bruttoumsatz noch bei 9,7 Milliarden Euro. Die größten Umsatzbringer sind Übernachtungen mit 6,02 Milliarden Euro und der Tagestourismus, der knapp 4,35 Milliarden Euro erwirtschaftet.“

„Urlaub in Schleswig-Holstein ist trotz der hohen Inflation und der damit verbundenen Unsicherheiten weiterhin sehr gefragt. Gleichzeitig haben wir es mit multiplen Herausforderungen zu tun, die für den Tourismus zwar nicht branchenimmanent, aber in höchstem Maße bran-chenrelevant sind. Die sehr guten Branchen-Ergebnisse sind für die schleswig-holsteinischen Tourismusbetriebe jedoch eine gute Grundlage, den Herausforderungen und Anstrengungen mit Mut und Zuversicht zu begegnen. Die Sparkassen leisten dazu als größte Mittelstandsfinanzierer auch weiterhin ihren Beitrag und stehen eng an der Seite der Betriebe und des Tourismusverbandes“, erklärt Oliver Stolz, Präsident des Sparkassen- und Giroverbands für Schleswig-Holstein.

Eine der größten Herausforderungen für die Tourismusbranche sieht Hans-Jürgen Lütje, Vorsitzender des Tourismusverbands Schleswig-Holstein e.V. (TVSH), derzeit im Arbeitskräftemangel. „Tourismus schafft bzw. sichert 169.420 Menschen ortsgebundene Arbeitsplätze, von der Gastronomie und der Beherbergung über den Einzelhandel bis in die Freizeitwirtschaft und Zulieferbetriebe. Die Zahl der verfügbaren Arbeitskräfte sinkt jedoch immer weiter – der Tourismus kann nur erfolgreich bleiben, wenn den Betrieben ausreichend Mitarbeitende mit ausreichend Arbeitskapazitäten zur Verfügung stehen. Der Arbeitskräftemangel lässt sich durch Maßnahmen im Dreiklang Mitarbeitendengewinnung, Mitarbeitendenbindung und Prozessoptimierung bewältigen.“

Das Sparkassen-Tourismusbarometer zeigt solche Lösungsansätze u.a. in den Themenfeldern attraktiver und bezahlbarer Wohnraum für Mitarbeitende, New Work oder werteorientierte Unternehmenskultur. Auch Investitionen der öffentlichen Hand in den Tourismus lohnen sich. Denn als Steueraufkommen erwirtschaftet die Branche in Schleswig-Holstein 937,5 Millionen Euro. Minister Madsen appelliert angesichts der belegbaren Erfolge kommunaler Investitionen in den Tourismus: „Kommunen müssen auch weiter in die freiwillige Aufgabe Tourismus investieren, da gerade jetzt Investitionen als Stabilisierung und Impuls für die Tourismuswirtschaft notwendig sind, um dem Qualitätsanspruch der Gäste zu genügen und die gestiegenen Kosten zu begründen.“

Lütje erläutert die gestiegenen Kosten: „Die durchschnittlichen Zimmerpreise liegen im ersten Quartal 2023 in der schleswig-holsteinischen Hotellerie bei 103,4 Euro, noch einmal 5,4 % über dem Rekordniveau aus dem Vorjahr und knapp 30 % über dem Wert von vor fünf Jahren. Auch die Freizeiteinrichtungen müssen die höheren Kosten für einen dauerhaften Betrieb an die Besucher:innen weitergeben. Von 2022 auf 2023 zogen die Eintrittspreise somit auch um 7,6 % an.“ Hier muss sich eine neue Balance zwischen steigenden Kosten und Zahlungsbereitschaft der Gäste einstellen.

Anlass zu vorsichtigem Optimismus geben die Buchungszahlen in vielen Orten und Betrieben, die sich aus dem Modellprojekt Kennzahlen ergeben. Das Übernachtungsvolumen stieg in den ersten vier Monaten des Jahres um 2,9 % gegenüber dem Vergleichszeitraum 2019, die Ankünfte legten um 3,6 % zu. Karsten Heinsohn, Geschäftsführer der dwif-Consulting GmbH, dazu: „Diese Entwicklung ist erfreulich, allerdings ist dies kein Garant für eine gute Saison. Der Ausblick fällt ambivalent aus. Während kurzfristig in den Modellorten, die wir beobachten, ge-ade der Juni noch nicht so stark gebucht ist wie im Vorjahr, liegen die Zahlen für die Sommermonate Juli bis September auf einem soliden Niveau. Auch für den Anreisemonat Oktober kommen die Vorbuchungszahlen noch nicht an die Vorjahreswerte heran.“

Der Vorsitzende des TVSH: „Um den zahlreichen Herausforderungen zu begegnen, benötigt es nun eine dynamische, mit angemessenen finanziellen Mitteln hinterlegte Umsetzung der Tou-rismusstrategie Schleswig-Holstein 2030.“