Tourismus-Politbarometer 2018: Gute Noten für die Tourismuspolitik des Landes | 17.10.2018

Zum fünften Mal hat der Tourismusverband Schleswig-Holstein (TVSH) die Tourismuspolitik der Landesregierung von touristischen Akteuren im Land bewerten lassen und die Ergebnisse in einem Politbarometer zusammengefasst.

Untersuchungsschwerpunkte des Politbarometers waren die tourismuspolitische Wahrnehmung, die Veränderung der Tourismuspolitik durch die neue Landesregierung, die Bewertung der Tourismusstrategie 2025 und der Stellenwert des Tourismus bei politischen Akteuren im Land. Fazit: Das Vertrauen in die Tourismuspolitik der Landesregierung steigt seit 2012 kontinuierlich an. Lag es ursprünglich noch bei einer Durchschnittsbewertung von 3,5, so wurde die Tourismuspolitik 2015 und aktuell in diesem Jahr im Durchschnitt mit 2,9 bewertet – in einem Bereich von 1 (sehr gut) bis 5 (sehr schlecht).

Erfreulich ist auch: Die schleswig-holsteinische Tourismusbranche hat das beste erste Halbjahr ihrer Geschichte abgeschlossen. In den ersten sechs Monaten 2018 verzeichneten die mehr als 4.000 geöffneten gewerblichen Beherbergungsbetriebe mit ihren rund 304.000 Schlafgelegenheiten 3,75 Millionen Ankünfte und 13,82 Millionen Übernachtungen. Daraus resultiert nach Angaben des Statistikamtes Nord ein zweistelliges Wachstum der Übernachtungszahlen im Vorjahresvergleich. Dieser hohe Zuwachs in Schleswig-Holstein ist zu einem großen Teil auf die Berichtskreisprüfung des Statistikamtes Nord zurückzuführen, so dass die Daten nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar sind. Aber auch ohne die Berichtskreisprüfung befindet sich Schleswig-Holstein nach der Modellrechnung des Sparkassen-Tourismusbarometers mit einem Plus von rund 4 % (1. Halbjahr 2018 ggü. Vorjahreszeitraum) weiterhin auf Wachstumskurs und damit im Kreis der dynamischsten Bundesländer.

Die steigenden Zahlen dürften jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass noch viel zu tun sei. „Die Konkurrenz schläft nicht. Die Wachstumsraten der letzten Jahre sind keine Garantie für einen anhaltenden Aufwärtstrend in Schleswig-Holstein“, so Frank Behrens, Vorsitzender des Tourismusverbands Schleswig-Holstein e.V. (TVSH). Um die erfolgreiche Tourismusentwicklung im Echten Norden zu verstetigen und langfristig zu stabilisieren, müsse weiter in Qualität, Infrastruktur, Produkte und Services für die Gäste investiert werden.

Daher plädiert der TVSH-Vorsitzende mit Blick auf die neue EU-Förderperiode für eine Tourismusförderung durch die EU. „Die Kommunen benötigen die Fördergelder für Investitionen in kommunale Infrastruktur, da die engen Finanzspielräume höhere Eigenanteile nicht zulassen. Tourismusförderung ist Wirtschaftsförderung, weite Teile Schleswig-Holsteins hängen am Tourismus, der ganz klar auch zur Regionalentwicklung beiträgt“, sagt Behrens. Als weicher Standortfaktor steigere der Tourismus die Attraktivität des Landes und die Lebensqualität sowohl für Einwohner als auch für die Gäste.

Bei alldem trügen kommunale Erstinvestitionen dazu bei, private Nachfolgeinvestitionen zu generieren. „Das“, so Behrens, „ermöglicht einen ganzheitlichen Ansatz zur wirtschaftlichen Stärkung der Region.“ Auch für eine einzelbetriebliche Förderung setzt sich Behrens ein. Die Erfolgsgeschichten der letzten Jahre zeigten die positiven Wirkungen gezielter Förderprogramme.

Die Tourismusstrategie Schleswig-Holstein 2025 sieht Behrens derweil auf einem guten Weg. Fast zwei Drittel der Umfrageteilnehmer des Politbarometers bescheinigen dem Land hier Erfolg, obgleich sich 76 Prozent für eine Nachjustierung aussprechen – hauptsächlich in den Bereichen touristische Förderung/Finanzierung, touristische Infrastruktur, Wettbewerbsfähigkeit sowie Marketing.

Die Frage nach der Einschätzung der Tourismuspolitik seit Amtseintritt der Landesregierung beantworten 47 Prozent mit sehr gut oder gut. Zum Vergleich: 2012 waren es nur 26 Prozent, im Jahr 2015 49 Prozent. Insgesamt ergibt sich für die Tourismuspolitik der schleswig-holsteinischen Landesregierung eine Durchschnittsnote von 2,6 und damit dieselbe Note wie in 2015. Das ist eine Verbesserung gegenüber den drei Vorjahren (2012: 3,1; 2013: 3,1; 2014: 2,9).

„Offensichtlich honorieren die Akteure die Kontinuität der neuen Landesregierung. Denn sie hat sowohl an der Tourismusstrategie als auch an der Dachmarke Schleswig-Holstein festgehalten und somit spiegelt sich hierin die vom Tourismusverband geforderte Planungssicherheit über Legislaturperioden hinweg wider“, zieht Behrens Bilanz.

Zudem bekenne sich die Landesregierung mit der Tourismusförderung deutlich zu einem der bedeutendsten Wirtschaftsfaktoren des Landes, den es nun zu sichern und weiter auszubauen gelte. Wichtige Faktoren seien die Bereiche Verkehr, Baustellenmanagement und Straßenausbau. Das Thema Mobilität habe in der Befragung des Politbarometers absolute Priorität und zeige weiterhin große Optimierungsnotwendigkeiten. Es gehe um die Verbesserung der Erreichbarkeit bei der An- und Abreise per Straße und Schiene und die Erweiterung der Mobilitätsangebote vor Ort. Auch sei den Akteuren eine verbesserte Radinfrastruktur sowie eine Stärkung des ÖPNV-Netzwerks wichtig.

Hintergrund zum Tourismus-Politbarometer:

Das Tourismus-Politbarometer ist eine Befragung zur Einschätzung der tourismuspolitischen Arbeit der Landesregierung in Schleswig-Holstein. Für sie werden jährlich TVSH-Mitglieder wie auch Nichtmitglieder aus den Bereichen Organisationen und Verbände, Tourismuskommunen und LTOs, Freizeitwirtschaft sowie klassifizierte Hotels zu ihrer Einschätzung, ihren Wünschen und Vorstellungen von einer optimalen Politik befragt. Die Durchführung und Auswertung der Studie obliegt dem Institut für Management und Tourismus der FH Westküste in Heide. Die Umfrage soll der Landesregierung Unterstützung bei der Ausgestaltung der Tourismuspolitik in Schleswig-Holstein bieten.

Hintergrundinformation zur Amtlichen Tourismusstatistik:

Seit dem zweiten Halbjahr 2017 erfolgt die Integration weiterer Betriebe in die amtliche Tourismusstatistik. Besonders Apartmentvermittlungen an der Nord- und Ostsee waren und sind davon betroffen. Dies war jedoch kein realer Kapazitätsausbau, sondern eine Verschiebung von vormals im Bereich der Privatvermieter gelisteten Betrieben und Übernachtungen in die berichtspflichtige Gruppe der Betriebe ab 10 Betten. Hierbei handelt es sich um rund 42.000 Schlafgelegenheiten, die seit dem zweiten Halbjahr 2017 in die Gruppe der gewerblichen Beherbergung gerutscht sind. Diese Anpassungen ermöglichen eine bessere Erfassung des gewerblichen Gesamtmarktes ab 10 Schlafgelegenheiten; die Daten werden belastbarer.

Eine umfassende Auswertung des Gesamtmarktes wird erst wieder nach Abschluss des Tourismusjahres 2019 möglich sein.

Um in der Zwischenzeit eine Orientierung zur realen Marktentwicklung des Tourismus in Schleswig-Holstein zu erhalten, hat das Sparkassen-Tourismusbarometer eine Modellrechnung entwickelt, mit welcher die Effekte der Berichtskreisprüfung herausgefiltert werden. Diese Modellrechnung basiert selbstverständlich auf Annahmen, bietet aber eine valide Grundlage zur Interpretation der aktuellen Zahlen. Zudem wurde die Berechnung auch vom Statistikamt Nord als plausibel eingestuft.